Wofür steht BITTER (SWEET) HOME?

Im Rahmen von B(S)H erproben wir Ansätze zwischen Kunst und Diskurs auf der Grenze von Theater und Aktivismus. Unser Ziel: Wir wollen nachhaltig neue Räume für kollaborative Stückentwicklungen schaffen, in denen Künstler*innen zusammenkommen, die marginalisierten Gruppen zugeordnet werden. Im B(S)H-WRITERS‘ ROOM arbeiten professionelle Autor*innen kollaborativ an Theaterstücken, deren Narrative aus den unterschiedlichen Kompetenzen, Sichtweisen und Erfahrungsräume schöpfen. Die Ergebnisse werden im Anschluss szenisch umgesetzt, um die Narrative einem breiteren Publikum zugänglich zu machen. Die Arbeit begleiten wir kontinuierlich mit diskursiven Formaten, um über die reine Präsentation eines divers besetzten und erarbeiteten Endproduktes hinauszugehen. Damit suchen wir nach Wegen, den Prozess transparent und offen zu gestalten und über die Kunst mit der in einen Dialog zu treten.  

Neben starken Partnern lebt BITTER (SWEET) HOME von den Menschen, die mit ihrer Expertise und Engagement die Projekte zum Erfolg führen. In der künstlerischen Arbeit ist es projektimmanent, dass wir in wechselnden Zusammensetzungen arbeiten. Daher werden die künstlerischen Räume mit jedem Projekt neu besetzt. Damit dies funktioniert, braucht es ein starkes Team, dass für ein stabiles Fundament verantwortlich zeichnet und die Nachhaltigkeit der Methode und Einzelprojekte gewährleistet.

2021

BITTER (SWEET) HOME

Eine aktiv(istisch)e Stückentwicklung

Was passiert, wenn wir Abwertung, Ausgrenzung und Herabwürdigung erleben? Was passiert, wenn sich die eigene Heimat gegen uns wendet? Was passiert, wenn Rassismus zum Alltag gehört?

Worte bekommen im Sprachgebrauch ihre Bedeutung durch den Kontext, in dem sie verwendet werden. Wer die kontextuale Einbettung von Worten ausklammert, versperrt sich einer notwendigen Reflexion über sprachliche Konnotation und der damit einhergehenden Wirkung. Besonders deutlich wird dies im Kontext der Debatte um rassistische Begriffe und diskriminierende Sprache.

Zwischen einem tradierten Theaterkanon und prozessorientierten Performanceprojekten kämpfen die darstellenden Künste in Deutschland mit dem Anspruch, Stücke zu zeigen, die dem Thema Rassismus, Marginalisierung und Diskriminierung nicht nur auf dem Papier Rechnung tragen – und scheitern oft genug daran. Rassistische Strukturen und eingefahrene Netzwerke erschweren den Zugang von und zu diversen Communitys und damit zu Künstler:innen, die mit ihren Erfahrungen und Sichtweisen einen wichtigen Beitrag zu ebendiesen Inhalten und Diskursen leisten könnten.

In BITTER (SWEET) HOME unternehmen wir den Versuch einer etwas anderen Stückentwicklung.

Ein WRITERS’ ROOM mit BPoC-Autorinnen setzt sich mit Ansätzen für zeitgenössische Theatertexte mit einer klaren antirassistischen Haltung auseinander. Die Inszenierung stellt die Ergebnisse des Writers’ Room auf den Prüfstand und verhilft den spezifischen Erfahrungswelten von People of Color zu einer besseren Sichtbarkeit. Das Ziel ist eine Sprechtheaterproduktion, die flexibel an unterschiedlichsten Spielorten gezeigt werden kann. Der Fokus liegt auf Vorstellungen an Orten abseits der traditionellen Bühnen, um die Ergebnisse einer möglichst breiten und diversen Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Den gesamten Prozess begleiten wir mit unserer Veranstaltungsreihe DISKURS.

GESTERN(HEUTE)MORGEN

Die erste Stückentwicklung des Projektes BITTER (SWEET) HOME: In einem WRITERS’ ROOM entwickelten BPoC-Autorinnen kollaborativ neue Narrative für Theatertexte mit antirassistischer Haltung.

Gestern-Heute-Morgen. Mehr braucht man nicht. Mehr darf man nicht. Mehr will man nicht. Zumindest nicht in der Welt, in der ICH bisher gelebt hat. Doch irgendetwas stimmt nicht in dieser Welt. In dieser Welt, in der alles heil erscheint. Die Menschen fürchten sich. Wovor? Daran erinnert sich niemand so richtig.

In dieser Welt ist unser ICH eine Anomalie. ICH möchte verstehen. Warum ICH erinnert, was Erinnerung überhaupt ist, und weshalb es niemand tut. ICH beginnt, den eigenen Gefühlen zu folgen und gibt sich der gefährlichsten Sache hin, die es in ICHs Welt gibt: dem Lachen.

Angekommen in einer neuen Realität wird ICH mit den Facetten der eigenen Aktion konfrontiert und muss sich einer Utopie stellen, die noch kein ICH zuvor erreicht hat. Eine Welt, in der es viele Gestern aber kein Zurück gibt, und in der Morgen gleich schon Heute sein kann.